Zivilcouragetag der zehnten Klassen

„Heute müssen wir keine Märtyrer mehr sein, um uns für die Demokratie einzusetzen, sondern wir brauchen nur Zivilcourage“, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann zum 75. Todestages unseres Namenspatrons Eugen Bolz im SWR-Fernsehen. Eindeutig setzen wir also an unserem Gymnasium mit dem Zivilcourage-Tag für die 10. Klassen den richtigen Schwerpunkt, wenn es für unsere Schülerinnen und Schüler beim Erwachsenwerden darum geht, ihren Platz in der demokratischen Gesellschaft zu finden. Am 23. Januar 2020 fand dieser Projekttag zur Zivilcourage am Vormittag statt, der von Stefanie Schoor und Tina Schmid organisiert und betreut wurde. Im Workshop über die Friedensgemeinde San José de Apartadó in Kolumbien von Camilla Pérez Cardozo konnten die Schülerinnen und Schüler erfahren, wie gut es uns in Deutschland geht, wo wir angstfrei, ohne existentielle Not, frei und selbstbestimmt leben können. Viele zeigten sich beeindruckt, dass gewaltfreier Widerstand, den die Friedensgemeinde in einem komplexen und blutigen Konflikt leistet, nachhaltig wirkt, auch wenn es sehr gefährlich ist. Erkan Binici, Doktorand am Zentrum für Islamische Theologie, zeigte den Schülerinnen und Schülern in seinem Workshop auf, wie schnell und mit welchen Mechanismen es aber auch zu Diskriminierung und systematischer Ausgrenzung von Bevölkerungsgruppen wie Muslimen und Einzelnen in unserem Umfeld kommt und wie man Diskriminierung entgegenwirken kann. Er sensibilisierte dabei auch für einseitige Darstellungen in den Medien und zeigte Gründe dafür auf. Aktiv erprobt wurden Selbstbehauptung und Zivilcourage bei unseren Lehrkräften Herr Eltgen, Herr Pfersich und Herr Wagner. Die körperliche und konkrete Seite von Zivilcourage wurde hier spürbar – was selbstbewusstes Auftreten bewirkt, wo aber auch die Grenzen des eigenen Einsatzes liegen. Dabei kamen vorgestellte Situationen ins Spiel, wie sie unseren Schülerinnen und Schülern tatsächlich begegnen können oder sogar schon begegnet sind. „Sechs Regeln für Zivilcourage“, die in Konfliktsituationen und Unfällen auf der Straße als Leitfaden dienen, wurden von Polizeihauptmeisterin Sabrina Rilling und Polizeihauptmeister Kurt Hallmayer vorgestellt. Durch die Aktion „Tu was“ https://www.aktion-tu-was.de/ hat die Polizei in Deutschland einen Akzent für mehr Zivilcourage gesetzt. Mit Fallbeispielen und der rechtlichen Seite von Zivilcourage gingen die Schülerinnen und Schüler auch hier gut informiert aus dem Projekttag. Im umfassendsten Workshop des Netzwerkes für Demokratie und Courage brachten Phoebe Thiele und Albrecht Becker den Schülerinnen und Schülern die Methoden von menschenverachtenden Gruppierungen aus der rechten Szene näher, um dafür zu sensibilisieren und mit Wissen diesen Formen von Diskriminierung zu begegnen.

Viele Schüler zogen eine positive Bilanz: Sie schätzen das neu gewonnene Wissen und die Anregung zum Nachdenken, wie sie in der nächsten Situation, in der Diskriminierung auftritt, handeln könnten. Für viele steht fest: Wegschauen gilt nicht. Der Zivilcourage-Tag „unterstreicht eine Selbstverständlichkeit“, meint ein Schüler und schließt sich damit Herrn Kretschmann an: Es ist „nur“ Zivilcourage nötig, und sie fängt im Kleinen an.

Das Team des Zivilcouragetages: Camilla Pérez Cardozo, Albrecht Becker, Phoebe Thiele, Kurt Hallmayer, Stefanie Schoor, Tina Schmid, Sabrina Rilling, Erkan Binici und Florian Wagner. Ralf Eltgen und Holger Pfersich fehlen auf dem Bild.

Text und Bilder: Stefanie Schoor