Erschütternd und beeindruckend zugleich

Konstanze Helber sprach mit der 11a über Zwangsarbeit in der DDR

Anlässlich einer Ausstellung über Zwangsarbeit in der ehemaligen DDR erzählte die Wahl-Rottenburgerin Konstanze Helber im Dezember am Eugen-Bolz-Gymnasium ihre Lebensgeschichte. Die 11a war nicht nur beeindruckt von der Zeitzeugin selbst, sondern auch sehr erschüttert über das, was ihr widerfahren ist.

Bei einer Auslandsreise lernte die im Osten Deutschlands lebende Konstanze Helber ihren Ehemann, einen Baden-Württemberger, kennen. Nachdem zwei Ausreiseanträge gescheitert waren, entschloss sie sich zur Flucht in den Westen und wurde bei ihrem Fluchtversuch 1977 verhaftet. Wegen des Versuchs des illegalen Grenzübertritts wurde die junge Frau zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Sie kam jedoch im Frühjahr 1979 im Rahmen des Freikaufs von Häftlingen nach Westdeutschland. Ihre Zeit im Frauengefängnis Hoheneck in Sachsen war geprägt von Zwangsarbeit im Akkord, dem damit verbundenen fehlenden Arbeitsschutz sowie grenzenloser Erschöpfung. Diese Form der Arbeit stellte nichts anderes dar als eine gnadenlose Erziehungsmaßnahme.

Luise Herrmann, Schülerin der 11a, beschreibt das Zusammentreffen ihrer Klasse mit Konstanze Helber, das ihr Geschichtelehrer Michael Mohr ermöglicht hatte, folgendermaßen:

Im Zuge des Geschichtsunterrichts berichtete die Zeitzeugin Konstanze Helber von der Zwangsarbeit in der DDR. Sie ging dabei auch sehr persönlich auf ihre damaligen und heutigen Erlebnisse ein. Passend dazu steht auch heute noch eine Ausstellung in unserer Mediothek, die das ganze Thema etwas genereller beleuchtet.

Persönlich mit jemandem über ein geschichtliches Ereignis sprechen zu können, welches diese Person noch selbst miterlebt hat, ist ein gänzlich anderes Gefühl, als nur in Büchern darüber zu lesen. Es nimmt einem die Distanz zu den Ereignissen. So war es äußerst bewegend und ergreifend, über den Terror und Schrecken jener Zeit zu erfahren. Dass bis zum Mauerfall noch grausamste Foltermethoden in der damaligen DDR angewendet wurden und Menschen, die nur ihre Meinung äußerten, teilweise mehr geächtet wurden als solche, die anderen das Leben nahmen, ist für mich immer noch schwerlich zu begreifen. Selbst die Illusion, im Westen nichts damit zu tun zu haben, wurde einem genommen, denn die Ware, die in Gefängnissen wie Hoheneck hergestellt wurde, war nicht für den „Osten“ bestimmt, sondern kam großen westlichen Firmen zugute.

Auch zu erfahren, dass die Stasi teilweise bis zu uns nach Rottenburg gekommen ist, um die dort lebende Frau Helber zu bespitzeln, ist eine beängstigende Vorstellung.

Es war ein erschütterndes und dennoch beeindruckendes Erlebnis und eine Ehre, eine Frau kennenlernen zu können, die Unmenschliches durchlebt hat und dennoch voller Mut und Entschlossenheit ist.

Bilder: Michael Mohr