Europa nicht den Populisten überlassen

EBG-SchülerInnen diskutierten in der Zehntscheuer mit PolitikerInnen über Europa

Ende Mai ist Europawahl und natürlich wurden auch die Schülerinnen und Schüler des Eugen-Bolz-Gymnasiums im Gemeinschaftskundeunterricht auf diese Wahl vorbereitet. Als Krönung durften einige Zehntklässler mit drei Politikerinnen und einem Politiker am 4. April 2019 in der Zehntscheuer ins Gespräch kommen.

Die Klassen 10c und 10d unserer Schule, die der Veranstaltung in der Zehntscheuer beiwohnten, hatten sich gemeinsam mit ihrem Lehrer Herrn Pingler auf die Themen „Umwelt/Klima“ sowie „EU und Migration“ vorbereitet. Eine Klasse von St. Klara hatte sich im Vorfeld mit ihrer Lehrerin Frau Abaroa mit der EU-Urheberrechtsform und Artikel 13/17 auseinandergesetzt. Zu Gast war auch eine Klasse des Paul-Klee-Gymnasiums, die von Frau Sharp, Lehrerin am EBG, unterrichtet wird.

Die von der Volkshochschule unter der Leitung von Bodo Müller, der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis unter der Leitung von Dr. Petra Preunkert-Skalova, St. Klara und dem Eugen-Bolz-Gymnasium organisierte Veranstaltung, war überaus kurzweilig, da Profi-Moderator Markus Beschorner vom SWR, der auch schon das Jubiläums-Podium unserer Schule 2012 erfolgreich moderiert hatte, es mit inhaltlicher Kompetenz, rhetorischem Geschick, Charme und Witz verstand, die politischen Gäste auf dem Podium zu befragen und gegebenenfalls ihren Redefluss zu bändigen. Und Laura Hagemann und Hanna Beuter aus der 10c sowie Alexander Helm und Felix Gnoth aus der 10d schafften es mit ihren Präsentationen und geschickten Nachfragen, die PolitikerInnen aus der Reserve zu locken.

Auf dem Podium saßen Dr. Bettina Ahrens, Europaexpertin am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Tübingen (SPD), der ehemalige EU-Parlamentsabgeordnete Jürgen Creutzmann (FDP Rheinland-Pfalz), Anna Deparnay-Grunenberg, Stadträtin sowie Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN in Stuttgart, wie auch Christine Jerabek, Gymnasiallehrerin und CDU-Kreisvorsitzende der Frauenunion.

Christine Jerabek (CDU-Kandidatin für den Rottenburger Gemeinderat sowie den Tübinger Kreistag, Ersatzkandidatin bei der Europawahl) zeigte unter anderem auf, wie sorglos etliche EU-Parlamentarier mit dem Thema „Klimawandel“ umgehen würden. Trotzdem, so die CDU-Politikerin, die auch Gymnasiallehrerin ist, halte sie nichts von Demonstrationen während der Schulzeit. Bettina Ahrens (SPD-Kandidatin für den Rottenburger Gemeinderat sowie den Tübinger Kreistag) hingegen sprach sich für den zivilen Ungehorsam aus. Anna Deparnay-Grunenberg (Kandidatin für das Europaparlament) meinte, dass sich dadurch kaum etwas ändern lasse, es beginne quasi ein Immunsystem aktiv zu werden. Und Jürgen Creutzmann machte klar, dass der Klimaschutz nicht primär von Europa und Deutschland ausgehen könne, andere Länder sehe er da weit mehr in der Pflicht.

Auch zum Thema „Urheberrechtsreform“ hatten die PolitikerInnen einiges zu sagen.

Laut Ahrens ist die Reform wichtig gewesen, der Upload-Filter aber falsch. Deparnay-Grunenberg hob hervor, dass ihre Partei am geschlossensten gegen die Reform gewesen sei, die Diskussionen insgesamt „unter aller Sau“ verlaufen seien. Jerabek und Creutzmann hatten bei diesem Thema den schwersten Stand. Vor allem die CDU-Position wurde von den mitdiskutierenden Schülerinnen massiv angegriffen.

Beim Diskussionspunkt „Migration“ wurde kontrovers diskutiert – ein Thema, bei dem die PolitikerInnen auf dem Podium kaum persönlich, sondern fast ausschließlich parteipolitisch argumentierten.

Am Ende hatten die Politiker noch die Gelegenheit, sich in 30-Sekunden-Statements zu positionieren. Die Quintessenz daraus war, dass man Europa niemals Europafeinden und Populisten, also den Falschen überlassen dürfe. Es komme auf jeden Einzelnen an. Deshalb sei es auch so wichtig, an der Europawahl teilzunehmen.

Die Schülerinnen und Schüler hatten überhaupt kein Problem damit, mit „Ersatzpolitikern“ zu diskutieren. Das Fehlen einiger Politpromis, die teilweise erst in den Tagen vor der Veranstaltung abgesagt hatten, ermunterte aber Oberbürgermeister Stefan Neher zu recht bissigen Kommentaren in Richtung Herta Däubler-Gmelin (SPD), Fritz Kuhn (Grüne) und Michael Theurer (FDP). Er sprach zu Beginn des zweiten Teils die Begrüßungsworte. Das Podium zum Thema „Die EU auf der Kippe?“, das für die Öffentlichkeit bestimmt war, fand im ziemlich familiären Rahmen statt.