Hoher Besuch am Eugen-Bolz-Gymnasium
Staatsministerin Annette Widmann-Mauz besuchte zum EU-Schulprojekttag der Bundesregierung Rottenburg
Zum EU-Schulprojekttag der Bundesregierung stattete Staatsministerin Annette Widmann-Mauz, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie Bundestagsabgeordnete dieses Wahlkreises, unserer Schule einen Besuch ab und diskutierte mit den Klassen 10a, 10b, 10d und 10e über Europa. Im Zentrum des Gesprächs standen die EU-Migrationspolitik, der Brexit wie auch die EU-Gleichstellungspolitik.
Nachdem Herr Dr. Greis den hohen Gast begrüßt und sich Annette Widmann-Mauz den gut 100 Schülerinnen und Schülern vorgestellt hatte, führte Herr Vogt in die Podiumsdiskussion ein. Er und die anderen Politiklehrerinnen und -lehrer hatten mit ihren Klassen die Themen vorbereitet und überlegt, über welche Punkte man mit der Staatsministerin diskutieren könnte.
Man konnte es schon in den ersten Minuten erkennen: Die Politikerin war nicht in die Bischofsstadt gekommen, um vorformulierte Statements abzugeben. Vielmehr antwortete sie präzise auf die Fragen der Zehntklässler und nahm immer wieder Bezug auf deren Lebenswelt sowie auf Rottenburg und seine Umgebung.
Im ersten Teil diskutierten unter anderen Mario Pandolfo und Ann-Kristin Kaiser mit der Politikerin über die EU-Migrationspolitik. Zum Beispiel wollten sie wissen, warum ein Großteil der Migranten nach Deutschland kommen wolle, obwohl Polen, Griechenland und andere Länder ebenfalls der EU angehören würden. Annette Widmann-Mauz erklärte am Beispiel Ausbildung, dass hierzulande die Jugendarbeitslosigkeit weit geringer sei als in anderen Ländern und Deutschland das „wirtschaftsstärkste Land“ Europas darstelle. Dies sei auch der Grund, warum Flüchtlinge nicht selbst entscheiden dürften, welches Land sie aufnehme. In diesem Teil der Podiumsdiskussion machte die Politikerin deutlich, dass es keinen Sinn ergebe, zu viele Flüchtlinge an einem Ort zu haben, weil das Ganze „nicht in Aggression enden, sondern in echte Gemeinschaft“ münden müsse. Alles, so Widmann-Mauz, was man in Deutschland diesbezüglich entscheide, müsse auch in Verantwortung Europa gegenüber geschehen.
Im zweiten Teil der Podiumsdiskussion kamen Antonia Capasso, Jana Kozlova, Aurel Stahl, Linus Hahn und Marion Welsch mit der CDU-Politikerin sowie Emil Breustedt, EuroPeer und Student in Tübingen, zum Thema „Brexit“ ins Gespräch. Staatsministerin Widmann-Mauz zeigte den Zehntklässlern die unmittelbaren Auswirkungen eines harten Brexits auf. Da Großbritannien der zweitgrößte EU-Beitragszahler sei, würden bei einem Austritt jährlich Milliardenbeträge ausbleiben. Zudem gebe es im Austrittsfall wieder Grenzkontrollen, man müsse Aufenthaltsanträge stellen, wenn man im Vereinten Königreich arbeiten wolle, Arzneimittelzulassungen würden ein Thema werden usw. Auf die Frage, ob sie vorhersehen könne, ob es zu einem harten Brexit kommen werde und ob das Rücktrittsangebot Teresa Mays Auswirkungen auf die Entscheidung der Briten habe, meinte die Politikerin nur lachend, dass sie kein Orakel sei. Die EU würde sich über ein Referendum freuen, aber zu einem Ergebnis müssten die Briten schon selbst gelangen. Im Hinblick auf die Europawahl könne die Entscheidung aber nur bis Ende Mai hinausgeschoben werden. Den kalten Brexit hält Widmann-Mauz insgesamt „für keine wahnsinnig gute Idee“. Auch Emil Breustedt betonte, dass er während seines Europäischen Freiwilligendienstes sehr positive Erfahrungen gemacht habe und unter anderem die Freizügigkeit innerhalb der EU eine große Errungenschaft sei.
Besonders erfreut war die Ministerin, dass sie den letzten Part der Veranstaltung mit drei jungen Männern – David Schiebel, Benjamin Raspl und Luis Beuter – bestreiten durfte, ging es darin doch um das Thema „Gleichstellungspolitik in der EU“. Ende 1918, so Widmann-Mauz, sei das allgemeine Wahlrecht für Frauen in Kraft getreten. Zwar hätte sich für Frauen seit diesem Zeitpunkt vieles zum Positiven verändert, aber allein der relativ geringe Anteil an Frauen im Bundestag beweise, dass man den Weg Richtung Parität erst noch beschreiten müsse. Vor allem die Zehntklässlerinnen zeigten sich schockiert über die Information, dass Frauen in Deutschland im Durchschnitt sechs Prozent weniger Lohn (für die gleiche Tätigkeit) als Männer erhalten. Das, so Widmann Mauz, liege auch daran, dass Frauen weniger fordern würden. Verlange ein Mann noch einen Dienstwagen oder andere Statussymbole, frage eine Frau eher nach Zuschüssen für ein Au Pair. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren, dass Stellenbesetzungen „chromosozialen Auswahlprozessen“ unterliegen. Ein Firmenchef suche sich unbewusst häufig einen ähnlichen Mann als Nachfolger aus, was laut Widmann-Mauz häufig dazu führt, dass Frauen mitunter seltener zum Zuge kommen. In Frankreich, so die Bundesministerin, gebe es weit mehr Frauen in Führungspositionen, was zum Beispiel dazu geführt habe, dass in der dortigen Automobilindustrie Familienautos viel früher ein Thema geworden seien.
Am Ende stellten sich Annette Widmann-Mauz und Emil Breustedt auch noch den Fragen des Publikums. Leider war der Zeitrahmen aber schon bald erreicht und es konnten viele Fragen der Schülerinnen und Schüler nicht mehr beantwortet werden. Die Staatsministerin versprach daher, gerne wieder zu uns ans EBG zu kommen.
Bereits wenige Stunden nach der Veranstaltung am 28. März 2019 postete Frau Wiedmann-Mauz eine Nachricht auf facebook: