Oberstufen-Theater-AG brillierte mit Goethes „Faust“
Geniales Spiel / glänzender Gesang / großer Applaus
„Was geht uns Goethes „Faust“ heute überhaupt noch an?“ Das fragen sich viele Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe, wenn sie sich mit Johann Wolfgang von Goethes „Faust. Der Tragödie Erster Teil“ im Unterricht beschäftigen.
Dabei hätte Altmeister Goethe gar keinen moderneren Menschen schaffen können als Heinrich Faust – eine Figur, die nicht genug haben und erleben kann, unzufrieden mit sich und der Welt ist, sich ständig neuen Reizen hingibt und keine Grenzen mehr kennt.
Allein die Doppelbesetzung mancher Rollen ließ die Theaterbesucher der vier Aufführungen die innere Zerrissenheit, die dem Stück innewohnt, nicht nur sehen, sondern förmlich spüren. Überaus textsicher, mit brillanter Körpersprache, Gestik und Mimik sowie exzellentem Gesang entlockte die Theater-AG unter der Leitung von Anja Marckmann und Peter Herrmann den Theaterbesuchern auch manchen Lacher und erhielt am Ende jeder der vier Aufführungen tosenden Applaus.
Hervorragend spielten Milena Balomatis, Pauline Fritz, Franka Kühne, Henrik Löffler, Anthea Marckmann, Janosch Penka, Marie Penka, Rojda Sögüt und Elena Stegmann.
Die Oberstufen-Theater-AG des Eugen-Bolz-Gymnasiums spielte am 20. und 23. Juli 2018.
Sylvia Kröger
„FAUST – Der Tragödie Erster Teil“
von J. W. Goethe
Die Oberstufen-Theater-AG des EBGs hat sich im Schuljahr 2017-18 an Goethes „Faust – der Tragödie erster Teil“ gewagt, eines der Schwerpunktthemen im Fach Deutsch beginnend mit dem Abitur 2019.
Der „Faust“ ist Goethes Lebenswerk und das meistzitierte Drama überhaupt.
Heinrich Faust ist ein moderner Mensch voller Ungeduld und Ruhelosigkeit mit einem unersättlichen Hunger nach mehr und immer mehr.
Bereits die Uraufführung des „Faust I“ war von vielen Kürzungen geprägt. Damals fielen viele Textstellen der Zensur zum Opfer. Heute erstellen Theater ihre „eigene“ Strichfassung, um einen bestimmten Kern der Geschichte herauszuarbeiten.
Auch wir haben für die Inszenierung des „Faust I“ eine eigene Fassung erstellt, in deren Zentrum die rücksichtslose Suche Heinrich Fausts nach Genuss und Lust, nach Selbstverwirklichung und Selbstbefreiung steht, der Gretchen zum Oper fällt.
Neben Textstreichungen innerhalb der Szenen blieb in unserer Fassung von den drei „Vorspielen“ nur „Der Prolog im Himmel“ erhalten. Die Exzesse Fausts mit Mephisto („Auerbachs Keller“, „Walpurgisnacht“) stellten wir in Form von Schattenspielen dar.
Außerdem fügten wir immer wieder Passagen mit modernen Texten ein, wie z.B. in der „Lieschen-Szene“ am Brunnen. Die „Hexenküche“ wird zum Fitnesscenter, in dem die Hexen zu „Everybody“ von den „Backstreetboys“ durch Tanz, Massage und Fitnesstrank den beiden Fausts zur Verjüngung verhelfen.
Bei der Frage der Besetzung wurde das Faust-Zitat „Zwei Seelen wohnen, ach in meiner Brust, Die eine will sich von der anderen trennen…“ (V 1112-1117; Vor dem Tor), das die innere Zerrissenheit zwischen diametralen Sehnsüchten transportiert, die wir alle in uns tragen, zum Auslöser für die Doppelbesetzung sämtlicher Hauptrollen. Ausnahme war die Rolle Gretchens, die als einzige zum Opfer der Erfüllung dieser Sehnsüchte wird. Durch ihre unbedingte Liebe zu Faust verliert sie alles und wird vernichtet.
Ganz bewusst setzten wir deshalb in immer wieder Musik aus Strawinskys „Sacre du printemps“ ein, die die Opferung einer Jungfrau darstellt, welche sich zu Tode tanzt.
Das Bühnenbild bildet die einzelnen Orte nicht realistisch ab. Die „Welt“ wird repräsentiert von drei möglichen Lebenswelten, die Welt Fausts, Marthes und Gretchens, in Form von neutralen Stellwänden in weiß, die auch als Projektionsflächen für Schattenbilder genutzt wurden.
Wir spielten das Stück mit acht Schauspieler*innen:
- Franka Kühne: Gretchen
- Pauline Fritz: Der Herr/Hexe/Bauer
- Rojda Sögüt: Faust
- Henrik Löffler : Faust
- Marie Penka: Mephisto
- Janosch Penka: Mephisto
- Milena Balomatis: Marthe/Wagner/Hexe
- Elena Stegmann: Marthe/Liesgen/Hexe
Anja Marckmann