Dr. Norbert Lammert sprach mit Neuntklässlerinnen und Neuntklässlern über Rassismus

Rottenburger „Schulprojekt gegen Rassismus“ führte den ehemaligen Bundestagspräsidenten und heutigen Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung am 12. Januar ans EBG

Rassismus, Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Vorurteile sind unerwünschte Bestandteile unserer demokratischen Gesellschaft. Um eine Kultur des Hinschauens und Handels zu etablieren, richtet sich die Stadt Rottenburg mit ihrem „Schulprojekt gegen Rassismus“ an die neunten Klassen der weiterführenden und beruflichen Schulen. Die Jugendlichen sollen für das Thema sensibilisiert werden, sich damit intensiv auseinandersetzen, um sich dann in der Gesellschaft aktiv gegen Rassismus auszusprechen zu können und entsprechend zu handeln.

An diesem für die Gesellschaft wichtigen Projekt konnte Frau Sharp mit der 9b teilnehmen. Mitte Januar hatten die Mittelstufenschülerinnen und -schüler die Gelegenheit, mit dem früheren Bundestagspräsidenten Dr. Norbert Lammert zum Thema „Rassismus“ ins Gespräch zu kommen. Darauf hatten sie sich bereits im Unterricht intensiv vorbereitet, denn sie wussten, dass der prominente Gast 37 Jahre lang Mitglied des deutschen Bundestags gewesen war, davon die letzten zwölf Jahre im Amt des Bundestagspräsidenten.

Zunächst berichtete Lammert von seiner Arbeit als Bundestagspräsident und kam dann mit den Schülerinnen und Schülern zu dem Thema, das ihn an den Neckar geführt hatte, ins Gespräch.

Wie Lammert betonte, sei Rassismus in jeder Hinsicht intolerabel. Als er in den Bundestag gekommen sei, habe es Themen wie „Rassismus“, „Sexismus“ oder „Diskriminierung“ nicht gegeben, sicher aber nicht, weil es diese Dinge nicht gegeben habe, sondern, weil man noch kein Bewusstsein dafür gehabt habe.

Sehr klare Worte fand der Ex-Politiker, als ein Schüler ihn nach seiner Meinung zur AfD befragte. 2017, als die AfD in den Bundestag eingezogen sei, so Lammert, habe er sich von der parlamentarischen Arbeit zurückgezogen. Dieser Einzug habe seine Entscheidung, ohnehin nach fast vier Jahrzehnten aus der aktiven Politik aussteigen zu wollen, bekräftigt, denn diese Erfahrung sei zur Vervollständigung seiner Biographie nicht nötig gewesen. Zudem sei es auch „irgendwann gut“ gewesen. Was er inhaltlich habe einbringen können und wollen, habe er eingebracht, was nicht, wäre wohl auch in weiteren vier Jahren nicht mehr unbedingt möglich gewesen.

Die Schülerinnen und Schüler waren natürlich auch an Themen interessiert, die ihre eigene Lebenswelt betreffen. So wollten sie wissen, was er vom Böllerverbot halte, was Lammert mit einer Gegenfrage beantwortete: „Braucht man Böller, um vermeintlich wichtige Ereignisse so zu würdigen? Ich brauche sie nicht.“ Allerdings, so der ehemalige Bundestagspräsident, sei er zögerlich, was ein Verbot angehe, denn hier gehe es um Verhältnismäßigkeit. Man müsse den Bürgerinnen und Bürgern nicht zu viel verbieten.

Die Schülerinnen und Schüler waren überaus beeindruckt von der Redekunst des hohen Gastes, dessen Antworten inhaltlich präzise und sprachlich geschliffen scharf waren. Lammerts lebendige Art zu erzählen und sein mitunter trockener Humor sprachen die 9b besonders an und führten dazu, dass auch Fragen gestellt wurden, die dem Staatsmann kleine Geheimnisse entlockten. Zum Beispiel erfuhr die 9b, dass er morgens auch manchmal heimlich joggen ging, ohne seinen Personenschützer rechtzeitig darüber zu informieren.

Unser Schulleiter, Herr Dr. Greis, und Frau Sharp bedankten sich am Ende herzlich für die gelungene Veranstaltung.