Großes Interesse am Dialog der Religionen

Islamischer Religionsunterricht an unserer Schule

Eigentlich ist es ja schon fast nichts Neues mehr, denn am EBG wird bereits seit dem Schuljahr 2020/21 islamischer Religionsunterricht (IRU) erteilt. Der große Unterschied zu diesem Schuljahr ist allerdings, dass Yasemin Ayan und Serdar Uludağ im Gegensatz zu Yusuf Keskingöz und Osman Erbaş keine abgeordneten Lehrkräfte des Carlo-Schmid-Gymnasiums Tübingen sind, sondern Pädagogen am Eugen-Bolz-Gymnasium.

Yasemin Ayan hat im vergangenen Jahr ihre Ausbildung abgeschlossen und unterrichtet nun die Fächer Englisch und IRU. Serdar Uludağ ist Referendar und mit den Fächern Mathematik und IRU ans Eugen-Bolz-Gymnasium Rottenburg gekommen. Beide fühlen sich laut eigener Aussage an unserer Schule wohl und schätzen die enge Zusammenarbeit mit den evangelischen und katholischen Religionslehrerinnen und -lehrern sowie den Kolleginnen und Kollegen aus dem Fachbereich Ethik.

Wie Yasmin Ayan betont, sei es ihr schon immer ein Bedürfnis gewesen, religiösen Fragen auf den Grund zu gehen. Für sie sei das Fach IRU ein persönliches Anliegen. Serdar Uludağ musste erst einmal Rheinland-Pfalz verlassen, um das Fach „Islamische Religionslehre“ an der School of Education in Baden-Württemberg studieren zu können. Die Kombination aus Mathematik und IRU ist, wie er sagt, „maßgeschneidert“ für ihn.

Das Fach Islamischer Religionsunterricht sunnitischer Prägung wird am EBG in den Klassen 5 bis 9 unterrichtet und ist inzwischen schon recht gut angenommen. Rund 45 Schülerinnen und Schüler nehmen daran teil.

Auf die Frage, ob das Fach nicht oftmals skeptisch beäugt werde, lachen die beiden nur. Wie sie erklären, handele es sich um ein bekenntnisorientiertes ordentliches Schulfach, dessen Unterrichtsinhalte in einem klar festgelegten Bildungsplan formuliert seien. Die Unterrichtssprache sei selbstverständlich Deutsch und das Fach werde auch nur von fachlich ausgebildeten Lehrkräften unterrichtet, die erst nach einem Gespräch mit dem sunnitischen Schulrat die Lehrbefugnis „Idschaza“ erhalten. Natürlich dürften auch nicht-muslimische Schülerinnen und Schüler am IRU teilnehmen.

Nicht zu vergessen, so Ayan, seien aber auch die Bedenken mancher muslimischer Familien, die ihre Kinder lieber in den Ethikunterricht schicken würden, weil sie glauben würden, der deutsche Staat wolle sich in ihre Glaubensangelegenheiten einmischen und einen „deutschen Islam“ etablieren. Auch das, so Ayan und Uludağ sei absolut haltlos, da der Staat wie beim christlichen Religionsunterricht ausschließlich die pädagogische Qualität und Verfassungskonformität sicherstelle.

Besonders leicht haben es die beiden im Unterricht noch nicht, denn sie müssen die meisten Unterrichtsmaterialien selbst erstellen, da es für das Fach noch keine Schulbücher gibt. Glücklicherweise, so Serdar Uludağ, sind die Lehrkräfte gut miteinander vernetzt und können auch nach ihrer Ausbildung auf Hakan Turan, den Lehrbeauftragten für IRU am Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte Stuttgart (Gymnasium) zählen. Aber der Aufwand lohne sich, denn das Fach trage zur Demokratie bei und verbinde die Gesellschaft der Bundesrepublik mit der Gemeinschaft der Muslime.

In diesem Sinne: Salamualaikum am EBG!