Eine beeindruckende Persönlichkeit mit einer beeindruckenden Lebensgeschichte

Kapitän Stefan Schmidt: hochpolitisch und mit einer klaren Botschaft

Als Dirk Amon vor einiger Zeit davon erzählte, er werde den Kapitän des berühmten Schiffes „Cap Anamur“ ans EBG holen, war die Begeisterung sofort groß, denn wann ist es einem schon einmal vergönnt, aus erster Hand jenes Ereignis erzählt zu bekommen, das sich im Sommer 2004 zugetragen hat?
Gleich fünf Klassen (11a, 7a-d) durften kürzlich jenen beeindruckenden Mann kennenlernen, der gemeinsam mit seiner Crew im Rahmen eines Spendentransports nach Afrika 37 Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet und für diese humanitäre Aktion der Schlepperei angeklagt, dem der Prozess gemacht wurde und der fast für seine Rettungsaktion ins Gefängnis gegangen wäre: Kapitän Stefan Schmidt.

Nachdem Kapitän Schmidt sehr eindrücklich seine Geschichte erzählt hatte, wurde es bei der Veranstaltung mit der 11a und Dirk Amon hochpolitisch. Die Schülerinnen und Schüler erörterten mit dem Kapitän die Frage, mit welchem Recht die italienische Regierung die sudanesischen Flüchtlinge im Wissen, dass diese in Wirklichkeit aus dem Sudan kommen und geflüchtet sind, nach Ghana abschiebt. Sie sprachen mit Stefan Schmidt über Frontex, die AfD und auch darüber, wie er seinen Freund Günter Grass kennengelernt hat.
Die siebten Klassen von Dorothea Schulz, Michaela Ott, Hans Peter Müller-Angstenberger und Sylvia Kröger lesen gerade im Deutschunterricht ein Jugendbuch (Fabio Geda: „Im Meer schwimmen Krokodile“), das sich mit dem Thema „unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ auseinandersetzt: Es handelt sich um die reale Geschichte eines afghanischen Jungen, der aus seinem Heimatland über die Türkei und das Mittelmeer bis nach Griechenland und dann weiter nach Italien flüchtet. Dass dieser Besuch eine überaus wertvolle Ergänzung des Unterrichts gewesen ist, steht außer Frage: Die über 100 Schülerinnen und Schüler hingen zwei Stunden an den Lippen des Kapitäns und stellten diesem viele Fragen. Ein Schüler der 7d bewertete die Aktion des Kapitäns und seiner Mannschaft mit folgenden Worten: „Am Ende kamen sie zurecht frei, weil es ein Seemannsgebot gibt, das besagt, dass man Menschen in Seenot retten muss und es auch moralisch falsch gewesen wäre, wenn sie die Flüchtlinge einfach nicht beachtet hätten. Deshalb ist Stefan Schmidt ein Vorbild für uns alle.“

In den vier Schulstunden am EBG hat Stefan Schmidt mehr als deutlich gezeigt, dass es nicht reicht, das Gute nur zu denken, sondern dass man sich mit voller Kraft dafür einsetzen muss.

Danke, werter Herr Schmidt, dass Sie zu uns nach Rottenburg gekommen sind!

Kapitän Stefan Schmidt wurde 1941 in Stettin geboren und arbeitete viele Jahre als Steuermann und Kapitän. Seit 2011 engagiert er sich ehrenamtlich in Schleswig-Holstein als „Beauftragter für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen“.