Noelle Horwath und Heike Sadowski holten “Silber“ beim Wettbewerb „Abraham hat viele Kinder – Glaube verbindet“

3500 Euro für das Bild „Bedeutungsvolle Titellosigkeit“ / Dennis Renz reichte hervorragende Rede ein

Als Yasemin Ayan im vergangenen Jahr die Idee in die Fachschaft Religion trug, am Wettbewerb „Abraham hat viele Kinder – Glaube verbindet“, welcher von den Kirchen und Religionsgemeinschaften, die Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen verantworten, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (Stuttgart) sowie dem Kultusministerium ausgelobt worden war, teilzunehmen, waren rasch zwei Elftklässlerinnen und ein Elftklässler aus Gerhard Pfeils Religionsgruppe bereit, sich hier zu engagieren. Während sich Dennis Renz an eine Rede heranwagte, zogen es Noelle Horvath und Heike Sadowski vor, sich künstlerisch zu betätigen.

Von sehr hoher Qualität waren beide Beiträge, einer davon schaffte es auf das Siegertreppchen: Noelle Horvaths und Heike Sadowskis Bild „Bedeutungsvolle Titellosigkeit“ kam auf Platz zwei. Der mit 3500 Euro dotierte zweite Preis wurde kürzlich im Eugen-Bolz-Saal des Hauses der Katholischen Kirche in Stuttgart feierlich von Staatssekretär Volker Schebesta MdL übergeben. In seiner Rede betonte er, welch hohe Bedeutung gesellschaftlicher Zusammenhalt habe, und dankte den Religionsgemeinschaften, die sich hierfür einsetzen.

Die Preisverleihung in Stuttgart war sowohl für unsere beiden Schülerinnen und unseren Schüler als auch für Yasemin Ayan und Gerhard Pfeil ein besonderes Erlebnis.

Wir danken Euch, liebe Noelle und Heike sowie lieber Dennis, dass Ihr Euch diesem Wettbewerb gestellt habt, und gratulieren herzlich zum Erfolg!

Und das schreiben Noelle Horvath und Heike Sadowski über ihr Bild „Bedeutende Titellosigkeit“:

Das Bild soll für sich sprechen – dennoch die wichtigsten Andeutungen für unsere eigenen Überlegungen zu 1. Gegenstand und Symbolik und 2. Perspektive:

  1. Symbolik: Der Baum in unserem Bild steht für den Stammbaum Abrahams, der in der christlichen Tradition vielfach künstlerisch gestaltet wurde.
    Wir haben diesen vereinfacht und auf unser Thema hin reduziert: Aus ihm gehen durch Isaak und Ismael Judentum und Christentum einerseits sowie der Islam andererseits hervor. Im Symbol des Baumes in der alt- und neutestamentlichen Tradition spiegelt sich zudem die Hoffnung auf die finale Welt des Herrn (Jes 65 17-25, auch Mt 13,31-32) sowie die Hoffnung auf einen umfassenden Völkerfrieden (Micha 4,1-4). Im Islam steht der Tuba-Baum (Anklang in Sure 13,29) als Paradiesbaum in der finalen Welt Gottes für Wohlbefinden und Frieden.
    Die Wolke in den Wurzeln unseres Baumes symbolisiert die Anwesenheit Gottes (Ex 40,34; Mt 17,5). Der Sternenhimmel erinnert an Gen 15,5 und steht für die Verheißung Gottes an Abraham bezüglich seiner Nachkommenschaft – für Juden, Christen und Muslime.
  2. Perspektive: Die Perspektive entwickelten wir selbst. Sie soll für eine verkehrte Welt stehen, in der Abrahams Kinder, die aus seinem Stammbaum hervorgegangen sind, durch (z. T. religiös begründete) Kriege und feindliche Auseinandersetzungen in der Vergangenheit und Gegenwart die Hoffnungen Abrahams, ihres Stammvaters, und die Werte und Gebote seines Gottes auf den Kopf gestellt haben. Sieht so der Weg ins Reich Gottes – Grün auch als Farbe der Hoffnung – aus? Die Wurzeln des Baumes zeigen nach oben, die Krone mit dem Grün und den Ästen nach unten. Kann ein Baum, der Leben, Hoffnung, Wachsen und Wohlbefinden verkörpert, so leben, überleben? In so einer dunklen Nacht?
    Unser Bild soll – wie in den mehrdeutigen Bildern (wo vieles von der Perspektive abhängt), was vor kurzem Teil unseres Unterrichts in Religion zum Thema „Wirklichkeit“ war – das Verkehrte in der Gegenwart der drei abrahamitischen Religionen widerspiegeln, es soll irritieren und den Betrachter zur Auseinandersetzung motivieren.
    Später wurden wir auf den 1938 geborenen deutschen Künstler Georg Baselitz aufmerksam gemacht, der programmatisch Bilder malte, die auf den Kopf gestellt sind.
    Wir haben aber nicht wie Baselitz ganz „auf dem Kopf gemalt“, sondern haben auch der Klarheit und eindeutigen Wahrnehmung des Themas wegen die drei zentralen Symbole der drei abrahamitischen Religionen nicht auf den Kopf gestellt, auch weil das umgekehrte Kreuz das Christentum verspotten würde. Tatsächlich aber ist es das Grün, das mehr als nur die drei abrahamitischen Religionen zur Bedeutung hat: Es ist das Reich Gottes, es ist Gott selbst, der auch die Wurzel ist und für Liebe und Frieden steht (1. Joh. 4,16). Am Ende kehren wir alle zu ihm zurück (Jes. 2,1-5).

Bild: Gerhard Pfeil